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Geschundene Menschen, geschundene Menschenwürde überall

Briefaktion des ÖNB am 29. April 2002

An den
Botschafter des Staates Israel in Deutschland
Herrn Shimon Stein
Auguste Viktoria Straße 74
14193 Berlin

Betr.: Krieg gegen Palästina

Sehr geehrter Herr Botschafter,

große Sorge veranlasst uns zu diesem Schreiben. Aufgrund der verhängnisvollen Geschichte Deutschlands fühlen wir uns in besonderer Weise mitverantwortlich für das Geschick der Juden in unserem Land und überall in der Welt. Wir wissen, welch grauenhafte Folgen es hat, wenn ein Staat die Würde bestimmter Menschen nicht achtet. Ein solcher Staat verliert sein Lebensrecht und seine moralische Glaubwürdigkeit.

Der gegenwärtige Krieg des Staates Israel gegen die Palästinenser erweckt bei uns die Befürchtung, dass eben dies jetzt geschieht. Das militärische Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung, der Ausschluss der Öffentlichkeit, die brutale Zerstörung von Menschenleben und Sachen und das auf Erniedrigung und Demütigung angelegte Ausschalten der Autonomiebehörde lassen nicht nur Schlimmstes vermuten. Uns erreichen vielmehr Berichte von Betroffenen (und von kritischen Israeli selbst), die belegen, mit welcher Menschenverachtung das israelische Militär gegen die palästinensische Bevölkerung vorgeht. Selbst vor dem Einsatz von Nervengas (international geächtet) schreckt das israelische Militär nicht zurück, wie von Augenzeugen berichtet wird. Bitte gehen Sie dieser alarmierenden Nachricht auf den Grund!

Wir wissen, dass die Begründung der israelischen Regierung "Kampf gegen den Terror" lautet. Und wir verurteilen die selbstmörderischen Anschläge aufs schärfste. Aber Krieg kann nicht das richtige Mittel gegen solchen Terror sein. Er vergrößert den Hass und die verzweifelte Wut der Angegriffenen - und er verhindert die Bemühungen um eine Friedenslösung mit politischen Mitteln. Unsere Sympathien sind bei der wachsenden Friedensbewegung in Ihrem Land, die im Dialog Verständigung und Versöhnung mit Palästinensern sucht. Leider wird diese ermutigende Tatsache in unseren Medien verschwiegen, dafür ist ein zunehmend einseitig anti-israelischer Unterton wahrzunehmen.

Wir bitten Sie deshalb, Ihren Einfluss in der israelischen Regierung geltend zu machen, den Krieg schnellstens zu beenden. Unterstützen Sie die Kräfte in Israel und Palästina, die auf Frieden und Versöhnung setzen. Ziehen Sie vor allem Ihr Militär aus den besetzten Gebieten zurück. Es kann nur eine gemeinsame Sicherheit in Palästina geben.

In Erwartung einer Antwort grüßen wir Sie -

Hans Harald Willberg
Geschäftsführer des Ökumenischen Netzes Bayern

Inge Ammon
Mitglied des Sprecher/innenrats des Ökumenischen Netzes Bayern

Netz-Info, Juni 2002
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