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Posaunen gegen Atomwaffen - Jericho in der Eifel

Umrundung des NATO-Flugplatzes Büchel am 1. September 2002

von Marianne Danzer

Nach neuesten israelischen Forschungen war Jericho nie befestigt und keine Posaunen brachten seine Mauern zum Einsturz.

Auch der NATO-Flugplatz Büchel in der Eifel in der Nähe von Cochem, auf dem seit 1965 Atomwaffen der USA gelagert werden, z.Z. vermutlich 10 Bomben vom Typ B 61 mit einer Sprengkraft von bis zu 150 Hiroshimabomben, war nicht mit NATO-Draht verbarrikadiert, als wir etwa 100 Demonstranten am Antikriegstag zuerst bei herrlich warmem Sonnenschein uns vor dem Eingangstor zur Eröffnungskundgebung zusammenfanden, die mit Posaunen und Trompetenstößen feierlich eröffnet wurde. Es waren etliche Kinder auf dem Platz. Die Kreide reichte nicht aus, was die Erwachsenen nicht durften, führten sie aus. Es entstanden während der Reden auf der Straße phantasievolle Malereien.

Roland Blach von der "Gewaltfreien Aktion Atomwaffen abschaffen" verlas Grußworte von Gudrun Pausewang, Dorothee Sölle und Konstantin Wecker und die Stellungnahme der Preisträgerin des Aachener Friedenspreises Barbara Lee, die ja bekanntlich als einzige Kongressabgeordnete in den USA gegen Krieg in Afghanistan gestimmt hatte. Dann kamen der Siegener Lehrer Bernhard Nolz und Jürgen Rose. Hauptmann an der Bundeswehrakademie für Psychologie und Verteidigung, zu Wort, beide ebenfalls mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

In Gruppen umrundeten die Menschen dann auf einem 18 km langen Weg den Flugplatz. Es wurde windiger und nasskalt, schnelles Gehen von Station zu Station war angesagt! Eine Wegstrecke begleitete mich ein alter Mann aus der Gegend, der sein Fahrrad neben sich herschob. Genau wollte er wissen, warum eine Frau aus Franken nach Büchel komme. An der letzten Station wurde es ‚politisch'. Es konnten Briefe an die Abgeordneten im Bundestag unterzeichnet werden. Und wie zur Belohnung brach am Ende der Wanderung die Sonne warm hervor, als wir uns zum abschließenden ökumenischen Gottesdienst versammelten. Es wurden dabei auch die Gedanken der Teilnehmenden verlesen, die in das Buch in der Kapelle unterwegs geschrieben worden waren. Und es gab eine Urkunde wie bei einem Volkslauf, die sich niemand entgehen ließ.

Ein besonderer Höhepunkt für mich war noch die Vorstellung des druckfrischen Buches "Gewaltfrei gegen Atomtests" mit dem Hinweis auf die zahlreich anwesenden Autoren. Dazu gehöre ich auch.

Haben die Friedenswanderer nun die NATO nachhaltig aufgerüttelt? Vielleicht: Denn viele kleine Taten an vielen kleinen Orten können die Welt verändern.

Marianne Danzer

Netz-Info, Dezember 2002
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