zurück


"Soviel Pech im Leben"

Die kurdische Familie Zan

Von Gudrun Schneeweiß

Die kurdische Familie Zan floh vor 10 Jahren vor politischer Verfolgung nach Deutschland. Der Vater fand in Puchheim, westlich von München, eine Bleibe und Arbeit, die vier Kinder gingen dort zur Schule, alle lernten gut Deutsch und waren voll integriert. Obwohl sich ganz Puchheim mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Familie einsetzte, mußten sie vor zwei Jahren in die Türkei zurückkehren.

Ein Unterstützerkreis blieb weiter mit den Zans in Verbindung, an ein Mitglied schrieb die jetzt 17-jährige Gurbet Zan, die Süddeutsche Zeitung, Regionalteil FFB, veröffentlichte am 4. Mai 2000, S. 6, Teile daraus:

"... Ich habe euch alle sehr vermißt, denke sehr oft an euch und muß manchmal sogar weinen, denn hier zu leben ist nicht so wie in Deutschland. ... Weißt du, ich habe hier auch ganz viel Arbeit gesucht, aber keine gescheite Arbeit gefunden. Ich möchte für etwas nützen. Jetzt lang-weile ich mich nur jeden Tag, jeden Tag das gleiche. Wenn das mit der Arbeit klappen würde, dann könnte ich auch gutes Geld verdienen und es dann meiner Mutter geben. Da würde meine Mutter sehr stolz auf mich sein. ... Heute war wieder einer von diesen Tagen und ich bin ganz traurig, daß ich für nichts nütze und daß ich der Mama nicht helfen kann. ... Die Mama ist je-den Tag krank, mal Kopf-, mal Rückenweh. Der Papa ist auch nicht mehr wie früher, nicht mehr so lustig und so lieb, denn er findet keine Arbeit. Er möchte ja auch ganz gerne etwas für uns tun. Er ist ganz traurig, daß wir Großen so leben müssen, denn er weiß was wir fühlen. ...

An manchen Tagen, wenn ich auf dem Balkon stehe und zu den Leuten runter schaue, denke ich, warum muß ausgerechnet ich so viel Pech haben im Leben. Ich hätte auch gerne wie alle anderen einen Beruf, aber das liegt nun einmal nicht in meiner Hand. Dann denke ich mir, wäre ich doch bloß nicht geboren, dann müßte ich das alles nicht erleben. Und ich möchte einfach weg, weg von diesem dummen Leben."

Netz-Info, Juni 2000
zurück