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Zinsherrschaft und Binnenwährung

Ein Geschichtsbeitrag zur Globalisierung

Radioansprache des US-Kongreß-Abgeordneten Charles G. Binderup

Amerika schöpfte sein eigenes Geld im Jahre 1750

Die folgende historische Darstellung ist eine Radioansprache, welche der Kongreß-Abgeordnete Charles G. Binderup, Nebraska, vor 50 Jahren gehalten hat (abgedruckt in "Die Demaskierung der Geister der Wall Street") Die Übersetzung stammt von Prof. Eckhard Grimmel und ist der Zeitschrift "DER 3. WEG - Juli/August 1999" entnommen.

Kolonien - florierender als das Mutterland

Vor dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776) war der kolonisierte Teil dessen, was heute die Vereinigten Staaten von Amerika sind, im Besitz von England. Er wurde Neu-England genannt und bestand aus 13 Kolonien, welche die ersten 13 Staate der großen Republik wurden.

Um 1750 war dieses Neu-England sehr wohlhabend. Benjamin Franklin konnte folgendes schreiben: "Es gab Überfluß in den Kolonien, und Friede herrschte an allen Grenzen. Es war schwierig, ja sogar unmöglich, eine glücklichere und blühendere Nation auf der ganzen Erde zu finden. In jedem Heim war Wohlstand vorherrschend. Im allgemeinen hielt das Volk die höchsten moralischen Maßstäbe ein, und Erziehung war weit verbreitet."

Als Benjamin Franklin nach England hinüberfuhr, um die Interessen der Kolonien zu vertreten, begegnete er einer völlig anderen Situation: Die arbeitende Bevölkerung dieses Lands war von Hunger und Armut zerrüttet. "die Straßen sind voll von Bettlern und Landstreichern", schrieb er. Er fragte seine englischen Freunde, wie England trotz all seines Reichtums so viel Armut in seinen Arbeiterklassen haben konnte.

Seine Freunde erwiderten, daß England das Opfer einer schrecklichen Situation sei: es habe zu viele Arbeiter. Die Reichen sagten, sie seien bereits mit Steuern überlastet und könnten nicht noch mehr bezahlen, um die Massen von Arbeitern von deren Nöten und Armut zu befreien. Mehrere reiche Engländer jener Zeit glaubten wirklich, ... daß Kriege und Seuchen nötig seien, um das Land von Arbeitskraftüberschüssen zu befreien. Danach wurde Franklin von seinen Freunden gefragt, wie die amerikanischen Kolonien es organisierten, genug Geld zu sammeln, um die Armenhäuser zu unterstützen und sie diese Armutsseuche bezwingen würden.

Franklin erwiderte: "Wir haben in den Kolonien keine Armenhäuser; und falls wir welche hätten, gäbe es niemanden, den wir einweisen müßten; denn wir haben nicht eine einzige arbeitslose Person, weder Bettler noch Landstreicher."

Dank des von der Nation herausgegebenen Freigeldes ...

Seine Freunde glaubten, ihren Ohren nicht zu trauen und verstanden noch weniger diese Tatsache. Als die englischen Armenhäuser und Gefängnisse zu unruhig wurden, verschiffte England diese armen Wichte und Penner wie Vieh und lud diejenigen, welche die Armut, den Schmutz und die Entbehrungen der Reise überlebt hatten, an den Kais der Kolonien ab. Zu jener Zeit wurden in England alle diejenigen ins Gefängnis geworfen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten.

Deshalb fragten sie Franklin, wie er sich den bemerkenswerten Wohlstand der Neu-England-Kolonien erklärte. Franklin antwortete:

"Das ist ganz einfach. In den Kolonien geben wir unser eigenes Papiergeld heraus. Es wird 'Colonial Scrip' (= Kolonialaktie) genannt. Wir geben es in angemessener Menge heraus, damit die Waren leicht vom Produzenten zum Konsumenten übergehen. Indem wir auf diese Weise unser eigenes Papiergeld schöpfen, kontrollieren wir seine Kaufkraft, und wir haben an niemanden Zinsen zu zahlen."

Bankiers erzwingen Armut

Diese Information wurden den englischen Bankiers bekann; sie waren auf der Hut. Sie ergriffen sofort die nötigen Maßnahmen, um das britische Parlament zu veranlassen, ein Gesetz zu verabschieden, das den Kolonien verbot, ihr Colonial Scrip zu benutzen und das sie anwies, nur das Gold- und Silbergeld zu gebrauchen, welches von den englischen Bankiers in unzureichender Menge zur Verfügung gestellt wurde. Danach begann in Amerika die Pest des Schuldgeldes, das seither dem amerikanischen Volk so viele Flüche eingebracht hatte.

Das erste Gesetz wurde 1751 verabschiedet und durch ein noch restriktiveres Gesetz im Jahr 1763 vervollständigt. Franklin berichtetete, daß im Jahr nach dem Vollzug des Verbotes des Kolonialgeldes die Straßen der Kolonien mit Arbeitslosen und Bettlern besetzt waren, genau so wie in England, weil es nicht genug Geld gab, Waren und Arbeit zu bezahlen. Das zirkulierende Tauschmittel war auf die Hälfte reduziert worden.

Franklin fügte hinzu, daß dieses der eigentliche Grund für die Amerikanische Revolution war - nicht die Teesteuer und nicht das Steuergesetz, wie es immer wieder in den Geschichtsbüchern gelehrt worden ist - ... und sagte es deutlich: "Die Kolonien hätten gern die geringe Steuer auf Tee und andere Materialien ertragen, wäre nicht die Armut gewesen, verursacht durch den schlechten Einfluß der englischen Bankiers auf das Parlamaent, welche in den Kolonien den Haß gegen England und den Revolutionskrieg ausgelöst hat."

Franklins Einschätzung wurde durch große Staatsmänner dieser Ära (John Adams, Thomas Jefferson und mehrere andere) bestätigt. Der bedeutende englische Historiker John Twells, schrieb über das Geld der Kolonien, den Colonial Scrip: "Es war das Geldsystem, unter dem Amerikas Kolonien in einem solchen Ausmaß´aufblühten, daß Edmund Burke (englischer Staatsmann,1729-1797, d.Red.) schreiben konnte: 'Nichts in der Geschichte der Welt gleicht ihrem Fortschritt. Es war ein vernünftiges und wohltätiges System, und seine Auswirkungen führten zum Glück des Volkes.'"

John Twells fügte hinzu: "In einer schlimmen Stunde nahm das britische Parlament Amerika sein repräsentatives Geld, verbot jegliche weitere Herausgabe von Geldscheinen, ließ diese Geldscheine aufhören, legales Geld zu sein, und verlangte, daß alle Steuern mit Münzen bezahlt werden sollten. Bedenken Sie die Konsequenzen: Diese Restriktion des Tauschmittels lähmte alle industriellen Energien des Volkes. Die einst blühenden Kolonien wurden ruiniert. Schlimmste Not suchte jede Familie und jedes Geschäft heim. Aus Unzufriedenheit wurde Verzweiflung, und diese erreichte den Punkt, an dem sich die menschliche Natur erhebt und ihre Rechte beansprucht, um die Worte von Dr. Johnson zu gebrauchen."

Ein anderer Schriftsteller, Peter Cooper , äußerte sich in gleicher Weise. Nachdem er ausgeführt hatte, wie Franklin dem Londoner Parlament den Grund für die Blüte der Kolonien erklärt hatte, schrieb er:

"Nachdem Franklin die Erklärungen zum wahren Grund der Blüte der Kolonien abgegeben hatte, erließ das Parlament Gesetze, die den Gebrauch dieses Geldes für die Steuerzahlungen verboten. Diese Entscheidung brachte so viele Nachteile und soviel Armut über das Volk, daß sie zum Hauptgrund für die Revolution wurde. Die Unterdrückung des Kolonialgeldes war ein viel wichtigerer Grund für den allgemeinen Aufstand als das Tee- und Stempelgesetz."

Netz-Info, Advent 1999
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