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"Gedenken in Nürnberg"

Zur Eröffnung des Dokumentationszentrums für Menschenrechte

von Gudrun Schneeweiß

Es geschah im Herbst in Nürnberg.

Für das Nürnberger Friedensforum wandte sich Anna Beltinger an den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, weil das Forum am Volkstrauertag, Sonntag, dem 19. November 2000, bei der offiziellen Gedenkfeier der Stadt auch einen Kranz niederlegen wollte. Seine Schleife sollte die Aufschrift tragen: "Den Leiden der Opfer - Dem Mut der Verweigerer". Die Antwort des Oberbürgermeisters kam rasch. Darin hieß es allerdings auch: "... Gestatten Sie mir, daß ich Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen vom Sprecherkreis des Nürnberger Friedensforums höflich darauf hinweise, daß die Stadt Nürnberg in dieser Feierstunde vor dem Mahnmal im Luitpoldhain den Opfern der beiden Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenkt und dieses Gedenken auch weiterhin frei von p o l i t i s c h e n (Sperrung durch die Redaktion) Aussagen halten will. Wir bitten Sie daher, bei dem von Ihnen vorgesehenen Text für Ihre Kranzschleife sich auf die mahnende Erinnerung an die Opfer zu beschränken."

Dazu noch ein paar Facetten Nürnberger Wirklichkeit in diesem Herbst 2000:

Entsprechend dem Bericht der Nürnberger Nachrichten vom 14. November 2000 befand sich im selben Umschlag mit der Einladung zur offiziellen Feierstunde am Volkstrauertag auch eine Einladung zu einem Gedenken des Soldatenverbands "Luftwaffenring e.V.", der zuletzt lautstark gegen die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Die Verbrechen der Wehrmacht" protestiert hatte und damit auf die Homepage des rechtsradikalen Thule-Netzwerks im Internet geraten war. -

Am 12. November 2000 nominierte die Jury der Stadt für die Verleihung des vierten Internationalen Menschenrechtspreises den mexikanischen Bischof Samuel Ruiz Garcia als Preisträger, weil er sich seit 1960 für die unterdrückten Indios im Süden Mexikos einsetzt. -

Der Oberbürgermeister seinerseits äußert sich bei einem offiziellen Anlaß: "Nürnberg" sei "das S c h l a c h t f e l d (Sperrung durch die Redaktion) für die Menschenrechte".

Mache sich jeder seinen Reim drauf, wie er es für gerechtfertigt hält ...

Gudrun Schneeweiß

Netz-Info, Dezember 2000
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