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Geistlicher Impuls: Unser Weg in das Geheimnis Gottes

Dreifaltigkeit

P. Walther Sedlmaier OSB

»Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes« segnen wir uns; in diesem Namen sind wir getauft; an diesen Namen glauben wir und bekennen ihn. Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist das Band, das alle Christen verbindet; er begründet und trägt die christliche Identität. ...

Wir Christen suchen mit den Menschen aller Religionen einen Weg in das Geheimnis Gottes, aber wir haben Wegweiser und gehen unseren Weg nicht allein. Letztlich öffnen uns nicht Formeln und Erklärungen den Zugang zu Gott. Das Evangelium richtet sich nicht wie eine mathematische Aufgabe an den Kopf, sondern an das Herz. Nicht der Verstand soll begreifen, sondern das Herz soll ergriffen werden. Das meint auch Paulus im ersten Brief an die Korinther, wenn er schreibt: »Wenn ich mit Menschen-, ja mit Engelszungen reden könnte, hätte aber die Liebe nicht ...«.

Gott ist die Liebe. Im Katechismus der deutschen Bischofskonferenz (1985) heißt es: »Letztlich ist das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott eine Auslegung des Satzes: Gott ist die Liebe (1 Joh 8,16).« Liebe drängt danach, Beziehung aufzunehmen. Menschen haben Erfahrung darin, wie Liebe zur Einheit drängt, ersehnen zutiefst, verstanden zu werden und von anderen in Gemeinschaft mitgetragen zu werden.

Gott ist nicht der mächtige Weltdiktator in einsamer Ferne, der tut, was er will: Er steht in vielfacher Beziehung zur Welt als seiner Schöpfung und zu uns Menschen. Er zeigt uns sein dreifaches Antlitz:

Das Lebensgefühl vieler Menschen unserer Zeit beschreibt der Nobelpreisträger Jacques Monod so: »Wie ein Zigeuner lebt der Mensch in totaler Einsamkeit und radikaler Fremdheit am Rade des Alls, das für seine Musik taub und von Hoffnungen, Leiden und Verbrechen unberührt ist ... Der Mensch weiß endlich, dass er allein ist in der gleichgültigen Unermesslichkeit des Universums, aus dem er durch Zufall aufgetaucht ist.«

Gegen solch traurig-selbstmörderischen Pessimismus steht unsere christliche Überzeugung von der vielfachen Beziehung Gottes zu uns Menschen, das Evangelium von dem Gott, der die Welt nicht richten, sondern retten will, der in Jesus das Fleisch dieser Welt angenommen hat, sichtbar, hörbar, greifbar geworden ist; der Geist Jesu ist auch der Geist der Glaubenden: ein und derselbe. Und Jesus konnte sagen »Ich und der Vater sind eins.«

Entscheidend für unser Leben ist nicht: Was können wir heute über Gott und sein Wesen sagen? sondern: Wie leben wir unsere Beziehung zum liebenden Gott, zu dem Gott, der hineinnimmt in die Fülle seines Lebens und seiner Liebe.

P. Walther Sedlmaier OSB

Netz-Info, September 2002

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